Kommentierung - dr. van egmond-fröhlich - 23 09 10
Adipositas-Abstract-Service Kommentar: Dr. Andreas van Egmond-Fröhlich, SMZ Ost - Donauspital, Abteilung für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Langobardenstraße 122, 1220 Wien Smith, S. R., N. J. Weissman, et al. "Multicenter, placebo-controlled trial of lorcaserin for weight management.", N Engl J Med 363(3): 245-56. Der ZNS-selektive Serotonin (5HT2C) Rezeptor Agonist Lorcaserin wurde in einer randomisierten doppelblind Placebo kontrollierten Phase 2 Studie an 3182 übergewichtigen oder adipösen Erwachsenen mit einem mittleren BMI von 36,2 kg/m2 erprobt. Therapiedauer zunächst 1 Jahr. Nach einem Jahr wurden 1553 Patienten für ein weiteres Jahr einer Maintenance Studie unterzogen, wobei die initial mit Locaserin behandelten in eine Verum (VV) und Placebo (VP) Therapie randomisiert wurden, während die initiale Placebogruppe als Kontrolle (PP) diente. Nach dem ersten Jahr war in der Verumgruppe die Änderung von Gewicht (-5,8% vs. -2,2%), arteriellem Blutdruck, Gesamt- und LDL-Cholesterol, Blutzucker und Insulinresistenz sowie Lebensqualität signifikant günstiger als in der Placebogruppe. Im 2. Jahr verringerte sich die Differenz in der Gewichtsreduktion zwischen Verum- und Placebokontrollgruppe (VV vs. PP) auf 2%, während die von aktiver auf Placebo gewechselten (VP) sich nicht mehr von der Placebokontrollgruppe (PP) unterschieden. Die bei nichtselektiven Serotoninagonisten beobachtete Valvulopathie bzw. pulmonale Hypertonie ließ sich in serieller Echokardiographie unter Loraserin nicht nachweisen. Einzig Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit wurden signifikant häufiger als in der Placebogruppe beobachtet, ohne dass es in der Verumgruppe zu vermehrten nebenwirkungsbedingten Therapieabbrüchen (7,1 vs. 6,7%) kam. Kommentar: sollte sich das günstige Nebenwirkungsprofil von Lorcaserin in Phase 3 Studien bestätigen, so dürfte sich neben Orlistat und Sibutramin eine weitere medikamentöse Behandlungsoption für Erwachsene mit Adipositas ergeben, die zwar keine größere Übergewichtsreduktion erzielt und ebenfalls keine überdauernden Effekte bewirkt, aber gegenüber Orlistat vielleicht verträglicher ist und gegenüber Sibutramin den Blutdruck günstiger beeinflusst. Offen ist auch hier die Kosten-Nutzen-Relation, da für die Prävention eines kardiovaskulären Endpoints oder Falls von Diabetes mellitus eine unbekannte und sicher große Zahl von Patienten über Jahrzehnte behandelt werden müsste. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass die Compliance bei der Medikamenteneinnahme bereits nach 2 Jahren und trotz Studienbedingungenauf 1/3 absinkt. Sollten diese Fragen befriedigend geklärt werden können, so müsste vor jeglichem Einsatz bei Jugendlichen entsprechende Studien in dieser Altersgruppe durchgeführt werden, z.B. um etwaige Auswirkungen auf das noch reifende Gehirn zu erfassen. Dr. Andreas van Egmond-Fröhlich SMZ Ost - Donauspital, Abteilung für Kinderheilkunde und Jugendmedizin Langobardenstraße 122, 1220 Wien
Eine Information der Stiftung Kindergesundheit und der Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und
www.kindergesundheit.de www.a-g-a.de www.schwangerundkind.de
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