DIE LUNGE IM ALTERNDEN MENSCHEN Schwerpunkt: chronisch obstruktive Lungenerkrankung + Pneumonie Die Lunge im alternden Menschen
Entscheidende Faktoren für eine normale Lungenfunktion:
♦ Anzahl der Alveolarkapillaren♦ Dehnbarkeit: - Lunge
♦ Geschlecht, Größe, Körpermasse und Zusammensetzung
♦ genetische Ausstattung (Rasse, familiärer Hintergrund)
Interaktion der Gene mit der persönlichen Umwelt
Die Lunge im alternden Menschen
♦ persönliche Gewohnheiten (rauchen, sportliche Betätigung)
♦ persönliche Umwelt (Arbeitsplatz, Lebensraum)
♦ ALTER
Ursachen für die Verminderung der Lungenfunktion:
♦ Abnahme des Lungengewebes/ der Elastizität
♦ Abnahme der Elastizität des Brustkorbes
♦ verminderte Blutversorgung über Bronchialarterien
Die Lunge im alternden Menschen
♦ vermindern die Permeabilität der Zellmembranen
+ des restlichen Lungengewebes
♦ Elastizitätsverlust/ Abnahme der Lungendehnbarkeit
♦ Verkürzung der Lebenszeit der Epithelzellen
♦ Abnahme der „repair mechanism“ nach Schädigungen
Die Lunge im alternden Menschen
Ventilatorische Kapazität im Verlauf des Lebens:
♣ Geschlechtsunterschiede: z.B.: FEV1: Mann: 30ml/a
⇒ LUNGENEMPHYSEM Die Lunge im alternden Menschen 1819: LAENNEC „Lungenemphysem ist eine Hypertropie der Lunge bedingt durch eine abnorme Dilatation des Alveolarraumes“ 1961: WHO „Das Lungenemphysem ist durch eine irreversible Erweiterung der distal der Bronchioli terminales befindlichen Lufträume, infolge Destruktion ihrer Wand, gekennzeichnet.“ 1962: ATS ergänzt „. durch anatomische Veränderungen kommt es zu einer abnormen Vergrößerung des Luftraumes .“ Die Lunge im alternden Menschen 1959: CIBA-GUEST-SYMPOSIUM „ . vermehrter Luftgehalt der Atemwege distal der Bronchioli terminales infolge Dilatation und Wanddestruk- tion.“
“Alterslunge“ = „schlaffe, welke Lunge“
⇒ Abnahme des Elastin/Kollagen-Quotienten
♣ Erhöhung der funktionellen Residualkapazität
♣ Verminderung des forcierten Atemstoßes (FEV1)
Die Lunge im alternden Menschen 1) Obliteration und Destruktion der Bronchioli respiratorii 2) entzündliche Destruktion der Wand der Bronchioli
respiratorii und der distalen Luftwege ⇒ blasige Hohlräume
3) Verengung der B. terminales und B. respiratorii Die Lunge im alternden Menschen Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) Hauptkriterien:
♦ chronisch entzündliche Prozesse in den Atemwegen
ohne vollständige Reversibilität
neutrophile Granulozyten und chron Entzündungszellen
zilientragende Epithelzellen ⇒ schleimbildende Becher-zellenHypertrophie der glatten Muskelzellen
Die Lunge im alternden Menschen Hauptursachen für die COPD: 1) stetig zunehmendes Alter der Bevölkerung 2) die erfolgreiche Tabakindustrie mit noch immer steigen- 3) Luftverschmutzung/ Arbeitsplatznoxen 4) rez Viruserkrankungen
COPD dzt 6. häufigste Todesursache weltweit
600 Mill Erkrankte, 3 Mill Tote/a weltweit
2020: 3. häufigste Todesursache weltweit Die Lunge im alternden Menschen
auf Grund der Prävalenz und des progredienten Verlaufs
= > hohe Belastung für die nationalen Gesundheitssysteme
Prävalenzdaten Amerika: 3. National Health and Nutrition Examination Survey (1988-94) ¤ unter aktiven Raucher: ~ 24% COPD ¤ ~ 70% aller Erwachsenen mit einer verminderten Lun- Die Lunge im alternden Menschen
GOLD (Global initiative for chronic obstructiv lung disease):NHLBI/ WHO Workshop Report. NIH Publication No 2701. April 2002. www.gold.copd.com
COPD ist ein Krankheitsstadium charakterisiert durch eine Limitierung des Atemflusses, die nicht mehr vollständig reversibel ist. Diese Limitierung des Atemflusses verläuft progredient und ist mit einer abnormalen Reaktion der Bronchien auf schädliche Partikeln oder Gase assoziiert.
Die Lunge im alternden Menschen
♣ C/P-Röntgen: nur indirekte Zeichen! und nur im
fortgeschrittenem Stadium ! 1. Abflachung der Zwerchfellkuppe 2. erhöhte Grundhelligkeit (durch Gefäßrarefizierung
♣ CT-Thorax: hochgradig spezifisch ♣ Lungenfunktion: Feststellung 1. Schweregrad der Atemflußlimitierung 2. Reversibilität der Atemflußlimitierung 3. Überblähungszeichen 4. Verlaufsparameter Die Lunge im alternden Menschen Schweregrad der COPD definiert sich über Lungenfunktion Stadium I: leichte COPD
FEV1/FVC < 70%FEV1 ≥ 80% des Soll mit oder ohne chronische Symptome
Stadium II: mittelgradige COPD Stadium III: schwere COPD Stadium IV: sehr schwere COPD Die Lunge im alternden Menschen ad 1) forcierte exspiratorische Spirometrie (FEV1) Nachteil: sehr mitarbeitsabhängig ! ad 3) Lungenvolumina
♣ Blutgasanalyse:
Hypoxämie in den ersten Stadien (p02 < 70mmHg) Hyperkapnie in fortgeschrittenen Stadien
(pC02 > 45mmHg) Die Lunge im alternden Menschen
♣ Blutgasanalyse:
mögliche Verschlechterung ♦bei Exacerbationen
♣ Sputumuntersuchungen:
♦ in der stabilen Phase: schleimig, hell viele Makrophagen wenig Bakterien
♦ in der Exacerbation: zäh, gelb-grün viele neutrophile Granulozyten viele Bakterien
häufigsten Keime: Streptokokkus pneumoniae Hämophilus influenzae Die Lunge im alternden Menschen
♣ Symptome:
♦ Dyspnoe: beim alternden Menschen auch cardiovasculär
Eine Beeinflussung des chronisch fortschreitenden Ent-zündungs- und Umbauprozesses im Bronchial- und Lun-gengewebe konnte bisher mit keiner medikamentösen Maßnahme wissenschaftlich nachgewiesen werden. Die Lunge im alternden Menschen Therapieziele bei COPD 1) Verhinderung der weiteren Progression der Erkrankung 2) Verbesserung der Symptome 3) Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit 4) Verbesserung des Gesundheitszustandes 5) Reduktion bzw Vermeidung von Exacerbationen und 6) Therapie von Exacerbationen und Komplikationen 7) Reduktion der Mortalität 8) Minimierung der Nebenwirkungen einer Therapie Die Lunge im alternden Menschen I. Bronchodilatatoren II. Corticosteroide III. Mucolytika IV. Antibiotika V. Sauerstoff VI. Impfungen I. Bronchodilatatoren 3 Hauptwirkgruppen: 1. ß-Mimetika (lang- und kurzwirksam) 2. Anticholinergica 3. Methylxantine (Theophylline) Die Lunge im alternden Menschen ad 1 + 2) ß-Mimetika und Anticholinergica
die wichtigste Gruppe zur Symptomreduzierung
⇒ entweder als kurzwirksame Bronchodilatatoren
(z.B. Terbutalin, Salbutamol, Fenoterol +/oder Ipratro- priumbromid)
als Bedarfsmedikation ab Stadium I
⇒ oder als langwirksame Bronchodilatatoren
(z.B. Salmeterol, Formoterol, Triotropiumbromid)
zur regelmäßigen Behandlung ab Stadium II Die Lunge im alternden Menschen
häufigste und älteste Anwendungsform: Dosieraerosol Gebrauchsanweisung: 1) Kappe abnehmen 2) Inhalator nach oben halten 3) Kopf 10°-15° nach hinten kippen 4) Inhalator 2-4cm vor den offenen Mund halten/ oder Mundstück umschliessen 5) mit Einatmung beginnnen und den Inhalator aktivieren 6) langsam und tief einatmen 7) 5-10´´ Luft anhalten 8) langsam durch die Nase ausatmen 9) 3-5 min warten, dann den nächsten Hub inhalieren Die Lunge im alternden Menschen ad 3) Methylxanthine
♦ langsamer Wirkungseintritt ⇒ Erhaltungstherapie♦ Reduktion der neutrophilen Zellen im Sputum
♦ direkte? Wirkung auf Atemmuskulatur♦ in sehr niedriger Dosierung ? Wirkungssteigerung
♦ Steigerung der Kontraktilität der Herzmuskulatur
(Cave: Herzrhythmusstörungen) Die Lunge im alternden Menschen II. Corticosteroide ¤ ab Stadium III bei einem FEV1 < 50% des Soll ¤ und bei rezidivierenden Exacerbationen mit antibio-
⇒ Abnahme des FEV1 kann nicht aufgehalten werden
⇒ ? Reduktion der Exacerbationen ⇒ ? Verbesserung der Lebensqualität Die Lunge im alternden Menschen II. Corticosteroide/ Nachteile: 1) in der stabilen Phase profitieren nur 15-20% 2) Nebenwirkungen: ♣ Osteoporose
♣ Diabetes mellitus♣ Magen-Darmulcera♣ arterielle Hypertonie♣ Infektanfälligkeit
daher: ♣ wenn möglich inhalative Corticosteroide
♣ so niedrig wie möglich (ev jeden 2. Tag
Die Lunge im alternden Menschen III. Mucolytika
♣ erhöhte Zahl der Becherzellen♣ geschädigte mukoziliare Clearence
♣ N-Acetylcysteine (Antioxidantium)
♣ kontrolliertes Husten (tiefes einatmen – Luftholen für einige Sekunden – 2-3 Hustenstöße mit offenem Mund, ohne Luft zuholen)
♣ physikalische Therapie (Klopfmassage) Die Lunge im alternden Menschen IV. Antibiotika: NUR wenn unbedingt erforderlich! ca 26%!
in unkomplizierten Fällen: ♦ Penicilline
im anglosächsischem Raum: ♦Tetracycline
Problemkeim: Pseudomonas aeruginosa V. Sauerstoff-Therapie:
Kriterien: ♦ p02 < 55mmHg und 02Satt < 88%
♦ > 18 Stunden/ die Die Lunge im alternden Menschen VI. Impfungen
Datenbankanalyse bei > 65-jährigen (Minneapolis - St Paul)
27 - 39% weniger KH-Aufenthalte wegen chronisch
respiratorischer Erkrankungen bei Influenza-
48 - 57% Reduktion respiratorischer Infekte bei zusätzlich
Nichol et al. N Engl J Med 1994; 331: 778
Die Lunge im alternden Menschen PNEUMONIE Ambulant erworbene Pneumonien und Erkrankungs-Risiko: erhöht mit Symptome: ♦ Fieber Die Lunge im alternden Menschen PNEUMONIE spezifische Symptome: ♦ klingende Atemgeräusche ! nur in 50% der Fälle ! bei älteren Patienten in sehr abgeschwächter Form Keimspektrum: 1) Viren (v.a. Influenzaviren)
♣ zerstören zilientragende Zellen♣ hemmen die Aktivität bakterizid wirkender
⇒ Sekundärinfektion mit Bakterien Die Lunge im alternden Menschen PNEUMONIE Keimspektrum: 2. Bakterien:
Streptokokkus pneumoniaeMycoplasma pneumoniaeHaemophilus influenzaeLegionella pneumophilaeChlamydia pneumoniae
Staphylokokkus aureusEnterocoli gram-negativPseudomonas aeruginosa
Die Lunge im alternden Menschen PNEUMONIE
Risikofaktoren im KH: ♦ höheres Lebensalter
Keimspektrum bei unterschiedlichen Grunderkrankungen:
anaerobes KeimspektrumKlebsiella pneumoniae
Staph. pneumoniaeH. influenzaeStaph. aureus
Die Lunge im alternden Menschen PNEUMONIE Therapie: 1) Penicillin: zunehmende Resistenzen 2) Cephalosporine der 1. Generation (Keflex, Ospexin) 3) Makrolide 4) Chinolone 5) Tetrazykline Pneumokokkenimpfung: 1) Antigene der Bakterienkapsel 2) 23-Serotypen (in ¾ der Infektionen für 3) in 75% der geimpften AK-Bildung nachweisbar Die Lunge im alternden Menschen PNEUMONIE Pneumokokkenimpfung: Wirkung: bei älteren und immunsuppremierten Patienten:
trotzdem Effektivität zw 60-80%
37 Burgers JS, Van Everdingen JJ. Evidence-based richtlijnontwikke-evidence-based upper respiratory infection clinical guideline. J Fam ling in Nederland: het EBRO platform. Ned Tijdschr Geneeskd 40 Wensing M, Van der Weijden T, Grol R. Implementing guidelines and 38 Donaldson LJ, Hayes JH, Barton AG, Howel D, Hawthorne M. Impact innovations in general practice: Which interventions are eff
Foundation for Research and Technology – HELLAS (FORTH) Institute of Applied and Computational Mathematics (IACM) Vassilika Vouton 711 10 Heraklion, Crete HELLAS (Greece) Telephone Number: +30-28210-49321, +30-6937-921953 http://www.thales.iacm.forth.gr/~emilona/ Applied Physiology (major), Department of Kinesiology, The University of Toledo, Toledo, OH, USA Advisor: Dr. Francis X, Pizza